Eine fotografische Dekonstruktion historischer Flugtechnik, die das Objekt seiner Funktion beraubt, um die reine grafische Qualität von Aluminium und Stahl freizulegen. Eine Studie über die Fragilität des Monströsen, reduziert auf Schwarzweiß und den Blick des Normalobjektivs.

Aviation Abstracts

Wir sehen keine Flugzeuge. Wir sehen Haut. Wir sehen die vernietete Haut von Giganten, die zur Ruhe gekommen sind. Diese Serie ist ein Bruch mit dem Gewohnten, ein Verlassen der belebten Straße, um in der Stille der Flugwerft Schleißheim das Detail zu suchen. Es ist eine Suche nach der Grafik im Material. Es ist eine Suche nach der Leichtigkeit im Schwermetall.

Hintergrund & Motivation Der Fotograf verlässt sein Terrain. Er verlässt die Zufälligkeit der Streetphotography. Er verlässt den flüchtigen Augenblick der Straße, um sich dem Statischen zu stellen. Er stellt sich der Herausforderung, Bewegung in einem ruhenden Objekt zu finden. Er stellt sich der Herausforderung, das Unbelebte so zu betrachten, als hätte es einen Puls. Diese Serie entstand in den Hallen der Flugwerft Schleißheim, doch der Ort ist nur Kulisse. Der Ort ist irrelevant. Der Ort löst sich auf. Es ist ein Experiment der Selbstdisziplinierung: Was passiert, wenn ich das Narrativ der Straße gegen die Struktur der Maschine tausche?

Objekt & Motiv Das Motiv ist das historische Flugzeug. Das Motiv ist aber nicht das Flugzeug. Das Motiv ist niemals das Flugzeug in seiner Gesamtheit. Das Motiv ist das Aluminium. Das Motiv ist der Stahl. Das Motiv ist die Niete, die Blech auf Blech zwingt. Die Kamera ignoriert den Rumpf, um die Textur zu finden. Sie ignoriert die Flügelspannweite, um die grafische Linie zu finden. Sie isoliert Buchstaben, Kanten und Turbinenschaufeln, bis sie ihre technische Herkunft verleugnen. Wir sehen keine Transportmittel, wir sehen Landschaften aus Metall.

Interpretation & Bedeutung In diesen Bildern herrscht ein Konflikt. Es ist der Konflikt zwischen dem rohen Material und dem menschlichen Willen. Es ist der Konflikt zwischen der natürlichen Rauheit des Metalls und der mathematischen Präzision der Konstruktion. Der Mensch zwingt das Material in eine Form. Der Mensch zwingt das Schwere in die Luft. Die Bilder spüren diesem Paradox nach: Die Fragilität des Monstrums. Die Leichtigkeit des Kolosses. Wie kann etwas so Massives, so Vernietetes, so Physisches zugleich so filigran wirken? Die Serie zeigt, dass im Detail die Auflösung der Schwere liegt. Das Detail führt zum Wesen. Das Detail verrät, dass auch der Gigant verletzlich ist.

Fotografische Umsetzung Die Technik ist Askese. Die Technik ist Verzicht. Keine weiten Winkel, keine Tele-Verdichtung. Nur das 50mm Normalobjektiv. Der „ehrliche“ Blick. Der Blick des menschlichen Auges, unverfälscht. Die Entscheidung für Schwarzweiß ist keine Entscheidung für Nostalgie. Die Entscheidung für Schwarzweiß ist eine Entscheidung für die Reduktion. Farbe würde ablenken. Farbe wäre Dekoration. Schwarzweiß ist Struktur. Schwarzweiß ist Form. Schwarzweiß ist Textur. Durch den Verzicht auf Farbe tritt das Material hervor: das Glatte gegen das Raue, das Licht gegen den Schatten, die Grafik gegen das Chaos.

Ein Detail eines Flugzeugrumpfs
Ein Studie eines Flugzeugflügels
Eine Studie eines Flugzeugfahrwerks
Ein Studie eines Flugzeugrumpfs
Die Seite eines Flugzeugkörpers
Eine Studie einer Flugzeugturbine
Die grafische Sicht auf ein Flugzeugleitwerk